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1. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 75

1877 - Oldenburg : Stalling
75 Mut gerotteten Degen zu ziehen; um so krftiger zuckte er das Jagdmesser, um so entzckender spielte er Theater. Nach einem ungebundenen Lebenswandel hatte er sich streng-kirch-lichen Hebungen ergeben, hate als Haupt der Ultra's die Constitution und hegte von der Wrde eines unumschrnkten Knigs so berspannte Vorstellungen, da er lieber Holz sgen als ein König nach englischem Muster sein wollte. Karls Shne waren der Herzog von Angouleme und der Herzog von Berry, jener vermhlt mit Marie Therese, der unglcklichen Tochter des hingerichteten Ludwig Xvi., dieser mit der neapolitanischen Prinzessin Marie Karoline, Enkeltochter des Knigs von Neapel und Sicilien; beide waren geistig unbedeutend, aber Berry gutmthiger und lebhafter. Bei seinem feurigen Wesen hatte man ihn an die Spitze der Truppen gestellt, aber durch unkluge Behandlung der alten napoleoni-schen Krieger und durch launenhaften Tadel in Kleinigkeiten hatte er sich deren Unwillen in hohem Grade zugezogen. Da auch Angouleme's Ehe kinderlos war, so beruhte auf ihm die Hoffnung der Familie. König Ludwig Xviil war ein Mann von Geist, feiner Bildung und edlem Charakter, von dem Wunsche beseelt, sein Volk zu beglcken. Sein Streben, im Geiste der Zeit nach der von ihm gegebenen Verfassung zu regieren, mag aufrichtig gewesen sein, aber er besa nicht die Energie, unter dem Kampfe der mit einander ringenden feindseligen Geister das Staatsschiff mit Glck und Sicherheit zu lenken. Seit dem 24. Septbr. 1815 stand Herzog Richelieu an der Spitze des Ministeriums, der, wenngleich Royalist. doch kein Ultra war. Dagegen bestand die neue Kammer, die am 7. Octbr. 1815 zusammentrat, aus den wthendsten Ultra's, die, kniglicher als der König selbst, die Wiederherstellung des alten Frankreichs und des Hofregimentes Ludwigs Xiv. in Absicht hatten. Alle, die fr den Tod Ludwigs Xvi. gestimmt oder während der hunbert Tage Aemter angenommen hatten, *) * Der berhmteste Fall war der des Marschalls Ney, der nach einer erschtternden Verhandlung zum Tode vernrtheilt und am 7. De-, cember 1815 erschossen ward. Dasselbe Schicksal hatten Labedoyre und Andere.

2. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 77

1877 - Oldenburg : Stalling
77 dieser Wahl mit solcher Entschiedenheit, da, da Defsolles ihm widerstrebte, Decazes als erster Minister an die Spitze der Geschfte gelangte (19. Nov. I81i>). Sein Streben war, weder die Ultra's noch die Liberalen allzu mchtig werden zu lassen, sondern einen Mittelweg einzuschlagen, um beide Par-teien zu befriedigen. Bald aber sollte ihn ein erschtterndes Ereigni von der begonnenen Bahn abrufen. Ein Sattlergehlfe, Namens Louvel, durch das Lesen revolutionrer Schriften von glhendem Hasse gegen die Bour-bonen entflammt, in denen er die Feinde und Unterdrcker Frankreichs erkannte, fate den wahnsinnigen Entschlu, sein Vaterland durch Ermordung desjenigen Prinzen zu erlsen, auf welchem bei der Kinderlosigkeit Angouleme's die Hoffnung der regierenden Linie beruhte. Der Herzog von Berry hatte sich am 13. Febr. 1820 mit seiner Gemahlin in die Oper begeben. Die Herzogin wnschte vor Beendigung der Vor-stellung nach Hause gebracht zu werden. Der Herzog fhrte sie zu ihrem Wagen; aber in dem Augenblick nahte sich ihm Louvel und stie ihm einen Dolch mit solcher Heftigkeit in die Brust, da derselbe bis an den Griff eindrang. Der Mrder ward alsbald ergriffen. Als der Herzog nach der Wunde griff und das zurckgebliebene Eisen fhlte, rief er aus: Ich bin ein Mann des Todes!" und ahnte sein Schick-sal. Seine Gemahlin strzte herbei und ihre Kleider wurden vom Blute ihres Gatten berstrmt. Man brachte den Prin-zen in einen an die knigliche Loge stoenden Saal, seine Ver-wandten eilten herbei. Um Unruhen zu verhten, lie man die Vorstellung fortdauern, und so begleitete denn die Musik der Oper und des Ballets den Todeskampf des Sterbenden, der, ergeben in den Willen der Vorsehung, eine seltene Gro-muth des Charakters bekundete. Er verlangte nach einem Priester und rief dann Alle um Verzeihung an, die er in feinem Leben auf irgend eine Weise verletzt haben knnte. Er trftete feine verzweifelnde Gattin und bat den König um Begnadigung feines Mrders. Seine kleine Tochter segnend, sagte er: Mchtest du glcklicher als deine Angehrigen fein!" Sein letzter Seufzer war von dem einftimmigen Klagelaut feiner Familie begleitet. Als das erste Morgengrauen in das matt erleuchtete Gemach siel, kniete der greife König an dem

3. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 90

1877 - Oldenburg : Stalling
90 - lauter Stimme sein: Vive jamais Charles X.!" und erhielt dafr eine bedeutende Schenkung. Mit Hellem Blicke die Migriffe der Regierung erkennend, blieb er, ohne eine Partei zu bilden, ein ruhiger Beobachter der Ereignisse. Diesen Herzog von Orleans wollte jetzt Lafitte auf den Thron erheben. Er sandte Boten nach Neuilly, um ihn aufzufordern, sich an seinen Posten zu begeben, und noch in der Nacht auf den 31. langte er verkleidet in Paris im Palais Royal an. Als man ihm vor seinem Schlosse ein Lebehoch brachte, versicherte er, er werde sich eher tobten lassen, als die Krone annehmen. Als man ihm die Statthalterwrbe antrug, schwankte er lange, bis enblich Talleyrand's Wort: Man soll annehmen!" ihn dazu bestimmte. Nun erlie er die berhmte Proclamation, in der er verknbete, die Charte werbe fortan eine Wahrheit fein; boch hatte er noch eine starke Par-tei gegen sich. Lafitte ging mit dem Herzoge in feierlichem Aufzuge nach dem Stabthause, um die Anerkennung besselben zu bewirken. Hier fhrte Lafayette selbst den Herzog ans Fenster, um ihn dem Volke vorzustellen. Louis Philipp schwenkte eine breifarbige Fahne, und das Volk rief: Es lebe Lafayette! Es lebe der Herzog von Orleans!" All-mhlich wute Louis Philipp auch die Hupter der republikanischen Partei zu gewinnen, inbern Lafayette dem Herzoge die Erklrung mittheilte, man wolle einen populren Thron, umgeben von bemokratifchen Institutionen , worauf dieser mit der Versicherung antwortete, er theile ganz die Ansichten der Brger, ihre Vorschlge seien seine eigenen Gebanken, man mge ihm unbebingt vertrauen. An bemselben Tage (31.) verlie Karl X. mit seiner Familie St. Cloub und begab sich, von den Ueberresten seines Heeres und einer Anzahl Getreuer begleitet, nach Rambouillet. Auf die Kunbe von den in Paris gefaten Beschlssen ent-schlo er sich am 2. August zur Abfassung eines Schreibens, worin er und der Dauphin der Krone zu Gunsten des jungen Herzogs von Borbeaux lsohnes des ermorbeten Herzogs von Berry), der als Heinrich V. König werben sollte, entsagten und den General-Statthalter ersuchten, dem kniglichen Kinde die Krone zu erhalten. Er wollte Rambouillet nicht verlassen, bis der neue König ausgerufen wre; als er aber die Ab-

4. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 230

1877 - Oldenburg : Stalling
230 Dankbarkeit durch ein Lebehoch aus; dieser erschien zweimal auf dem Balcon und wurde von einem tausendstimmigen Jubel begrt. Da erregte pltzlich der Anblick des Militrs, mit dem die Eingnge des Schlosses besetzt waren, in dem Volke die Erinnerung an die Todten und Verwundeten der letzten Tage; der Ruf Militr fort!" erscholl immer dringender, da man einen Angriff der Soldaten wie am 15. und 16. befrchtete. Kavallerie und Infanterie rckte vor, um das Volk zu zerstreuen. In diesem Augenblick fielen in den Reihen der Soldaten zwei, wahrscheinlich durch ein Versehen losgegangene Schsse, ohne Jemanden zu verwunden. Die Menge wollte darin ein Zeichen zur Niedermetzelung des Volkes sehen und flog unter dem Rufe: Wir sind verrathen! Zu den Waffen !" nach allen Seiten auseinander. Alsbald erhoben sich in allen Theilen der Stadt Barrikaden, von denen die schwarzroth-goldene Fahne wehte. Nach drei Uhr begannen die Truppen den Angriff, von fnf bis sieben Uhr rumten Karttschen-schsse den grten Theil der Knigstrae. Die ganze Nacht durch dauerte der Kampf unter schauerlichem Sturmluten: die Artillerieschuppen vor dem Oranienburger Thore geriethen in Brand, und die Feuerlohe wlzte sich in langen Streifen der die Stadt hinweg am Himmel hin. Das Militr er-strmte Straen und Huser, aus deren Fenstern geschoben oder mit Steinen geworfen wurde, und machten keinen Unter-schied zwischen Bewaffneten und Unbewaffneten. Mit Munition und Geschtzen reichlich versehen, war es berall im Vortheil, fhlte sich aber am Morgen des 19. Mrz durch den strengen Dienst der letzten Woche und die Anstrengungen der Nacht erschpft. Der König, vom tiefsten Schmerz der solche Auftritte durchdrungen, erlie in der Nacht eine Bekannt-machung im herzlichsten Tone, man mge den unseligen ^rr-thum erkennen, er gebe sein knigliches Wort, die Truppen zurckzuziehen, wenn echte Berliner Brger in geziemender Weise sich an ihn wendeten. Am Morgen empfing er eme Deputation, auf deren Bitten er das Militr abziehen netz. Am Nachmittag erschien die knigliche Verordnung, welche die Bildung eines freisinnigen Ministeriums unter Vorsitz des Grafen Arnim-Boytzenburg verkndigte. Die neu errichtete Brgerwehr erhielt Waffen aus dem kniglichen Zeughauje.

5. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 374

1877 - Oldenburg : Stalling
den Kaiser der Franzosen ab." Jetzt erst berschritt Cialdini den Po, nahm Stellung im Sdosten des Festungsvierecks und hinderte einen Theil der streichischen Armee, nach dem nrdlichen Kriegsschauplatz abzuziehen. Eben so unglcklich, wie zu Lande, war der Kampf der Italiener zur See. Am 17. Juli segelte Admiral Persano mit 23 Schiffen, unter denen 12 Panzerfregatten waren, aus dem Hafen von Ancona, um sich der dalmatischen Insel Lissa, dieses kleinen Gibraltars" Oestreichs, zu bemchtigen. Nachdem die Besatzung von Lissa (1000 Mann) drei Landungs-versuche zurckgeschlagen hatte, erschien der streichische Contre-Admiral von Tegetthoff mit 22 Schiffen, unter denen nur 7 Panzerfregatten waren, und es entspann sich ein vierstndiger hitziger Kampf, in welchem eine italienische Panzerfregatte in den Grund gebohrt, eine andere in die Luft gesprengt wurde, während das streichische ungepanzerte Linienschiff Kaiser" durch fein sicher treffendes Feuer alle Angriffe der italienischen Panzerschiffe zurckschlug (20. Juli). Persans mute sich nach Ancona zurckziehen, wurde spter vor ein Kriegsgericht gestellt und schob die Schuld auf die schlechte Marineverwaltung. Doch wurde er fr schuldig erkannt. Auch der Angriff auf Tyrol durch Garibaldis Frei-fchaaren war ohne bedeutenden Erfolg. Garibaldi selbst wurde am 3. Juli im Chiesethale, wo er bis zur Grenze Tyrols vordrang, verwundet und zurckgedrngt. Der Kampf zog sich in kleineren Gefechten hin, als Cialdini den General Medici durch das Brentathal gegen Trient sandte, der nach harten Kmpfen bis in die Nhe Trients vorrckte. Der Waffenstillstand von Nicolsburg machte den Feindseligkeiten ein Ende. Nachdem Oestreich an der Donau freie Hand gewonnen, mute sich Victor Emanuel begngen, seinen An-sprchen auf das italienische Tyrol zu entsagen, und Venetien, das er den Siegern von Kniggrtz verdankte, nicht un-mittelbar von Oestreich, sondern als Geschenk Napoleons empfangen. Am 3. October wurde der Friede zwischen Oestreich und Italien zu Wien unterzeichnet. Am 21. und 22. October fand in Venetien die Volksabstimmung der die Vereinigung mit dem Knigreich Italien Statt; am 4. November empfing Victor Emanuel die venetianifche Deputation

6. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 393

1877 - Oldenburg : Stalling
393 2. Deutschlands Erhebung. Die beiderseitigen Streitkrfte. Frankreich hatte den Krieg nur an Preußen erklrt in der Hoffnung, da sich gleich beim Beginn des Krieges die Bevlkerung der neuerworbenen Landestheile gegen Preußen erheben, da Hannover einem franzsischen Landungsheere mit Freuden seine Ksten ffnen, da endlich die sddeutschen Staaten die Gelegenheit zu einem feindseligen Auftreten gegen Preußen ergreifen, mindestens aber strenge Neutralitt be-obachten wrden. Diese Voraussetzungen schlugen glcklicher Weise gnzlich fehl und bewieset, wie schlecht die Franzosen der deutsche Zustnde unterrichtet waren. Kaum hatte der elektrische Strom die Kunde von der Kriegserklrung nach allen Himmelsgegenden hin durch die Gauen Germaniens getragen, so erscholl allgemein ein Schrei der Entrstung und des Ingrimms ob des frevelhaft gebrochenen Friedens, zugleich aber loderte die Flamme echt deutscher Begeisterung gegen den bermthigen Erbfeind unserer Nation allenthalben mchtig empor. Von den uersten Ostmarken der preuischen Monarchie bis zum fernen Westen, von den Ufern der Memel bis zum Rhein, von der Eider bis zu den Alpen klang der Donn^ruf: ,Lu den Waffen!" Das Wort Mobil!" ergriff alle deutschen Herzen. Nicht allein Preußen und der nord-deutsche Bund, sondern auch die Sdstaaten, treu den geschlossenen Bndnissen, erhoben sich wie Ein Mann, als König Wilhelm zum Kampfe gegen den frivolen welschen Nachbar rief. Eine groe Zeit begann, hnlich dem Jahre 1813, aber noch herrlicher und ergreifender, da sich jetzt das gesammte deutsche Vaterland in voller Macht und Einheit, wie niemals zuvor, erhob. Die Hrsle der Universitten und die oberen Klassen der hheren Schulen wurden leer, der Landmann verlie den Pflug, der Handwerker die Werksttte, der Ge-schftsmann den Schreibtisch, der Knstler sein Atelier, der Gelehrte seine stillen Studien: Tausende, Hoch und Niedrig, Jung und Alt, eilten zu den Fahnen, und auch die alt-bewhrten Helden von Dppel, Alsen und Sadowa verlieen Heimath und Familie; Tausende und aber Tausende trug das Dampfro zu den Stellungsorten, und das begeisternde

7. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 477

1877 - Oldenburg : Stalling
477 segensvolle Lohn fr den Patriotismus, den Heldenmuth und die schweren Opfer. Ich danke Gott fr diese neue Gnade, mge der Friede bald folgen!" Der Wunsch des edlen Monarchen sollte bald in Er-fllung gehen. Am 12. Februar trat die franzsische National-Versammlung in Bordeaux zusammen, in deren Hnde die Regierung der Nationalvertheidignng ihre Gewalt niederlegte. Die neue Versammlung erwhlte den alten Thiers zum Chef der Exekutivgewalt und eine Kommission von zwlf Mitgliedern, welche derselben bei den Friedensverhandluugen zur Seite stehen sollte. Die letzteren begannen sofort der Waffenstillstanb war bis zum (>. Mrz verlngert worden und fhrten am Abend des 26. Februars zum Abschlu der Friedensprliminarien, die von bcr Nationalversammlung schon in der Nachtsitzung vom 1. Mrz genehmigt und am 2. Mrz von König Wilhelm ratificirt wurden. Das Tele-gramm des siegreichen Monarchen brachte die lang ersehnte Friedenskunde in folgenden Worten: So eben habe Ich den Friedenschlu ratificirt, nachdem er schon gestern in Bordeaux von der Nationalversammlung angenommen ist. So weit ist lllso das groe Werk vollendet, welches durch siebenmonatliche siegreiche Kmpfe errungen wurde. Dauk der Tapferkeit, Hingebung und Ausdauer des unvergleichlichen Heeres in allen seinen Theilen und der Opferfreudigkeit des Vaterlandes. Der Herr der Heerschaaren hat berall unsere Unternehmungen sichtlich gesegnet und daher biesen ehrenvollen Frieden in seiner Gnade gelingen lassen. Ihm sei die Ehre! Der Armee und dem Vaterlanbe mit tiefbewegtem Herzen meinen Dank!" Und kaum war die Kunbe vom Frieden erschollen, ba verknbete sie hehrer Glockenklang von allen Thrmen im deutschen Vaterlanbe, ba prangten von neuem die Stbte im Schmuck der Fahnen, ba bornierten die Kanonen ihre Siegessalven, die Huser strahlten vom Lichterglanz, und auf den Zipfeln bcr Berge loberten die hellen Freubenfeuer im ganzen emigen Deutschland zur Feier des Friebeus. Aus Aller Herzen brang Lob und Preis zum Ewigen: Der Herr hat Groes an uns gethan! Ehre sei Gott in der Hhe!" Die Friebensprliminarien wurden in den Friebens-Konferenzen zu Brssel und Frankfurt a. M. (10. Mai) in

8. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 408

1877 - Oldenburg : Stalling
- 408 Zuaven. Der Verlust der Deutschen betrug an 1300 Mann. Das Knigs-Grenadier-Regiment Nr. 7 hatte den grten Theil seiner Offiziere verloren. Als der Geisberg eingenommen war, erschien auch der Kronprinz von Preußen, der von einer nahen Anhhe aus, an seiner Seite der Generalstabschef von Blumenthal, das Gefecht geleitet hatte, und ward von den deutschen Kriegern mit unendlichem Jubel empfangen. Es war ein feierlich er-hebender Augenblick, als der edle Knigssohn, sich vom Rosse beugend, feuchten Auges den Helden, die den ruhmvollen Tod fr's Vaterland zu sterben im Begriff waren, die treue Rechte reichte. Wenn am Tage von Weienburg die Uebermacht auf deutscher Seite war, es standen 3 deutsche Armeecorps gegen 3 Divisionen so wurde diese Uebermacht durch die beraus vortheilhafte Stellung der Franzosen aufgewogen. Der Sieg war vollstndig und glnzend und das erste bedeutsame Ereigni des Krieges. Wie er den Grund zu der innigen Waffenbrderschaft legte, welche bald alle Krieger des gemeinsamen Vaterlandes vereinigte, so machte er auf das Corps Mac Mahons einen zermalmenden Eindruck. Gleichwohl versumte man es in Paris nicht, der die an-gebliche Niederlage des Kronprinzen und der Sdarmee die abenteuerlichsten Ausgeburten einer ausschweifenden Phantasie zu verffentlichen. Nach einer Nachricht war die Armee frm-lich zermalmt und der Kronprinz selbst verwundet unter den Gefangenen. Der malose Siegesjubel der Pariser sollte bald in das Gegentheil umschlagen. Whrend sich der geschlagenetheil der Armee Macmahons in wilder Flucht zurckzog, erhielt die deutsche Armee den Befehl, den Marsch nach Wrth hin fortzusetzen, wo Mac Mahon alle seine Streitkrfte aufgestellt haben sollte. Die Stellung der Franzosen war auch hier sehr vor-theilhaft gewhlt. Wrth liegt am Abhange einer fast im Halb-kreise sich ausdehnenden Hgelkette; zahlreiche Weiler und Ge-Hste, die das Terrain durchschnitten, und ein Wald, der die Rck-zugslinie deckte, erhhten die Festigkeit der feindlichen Position. Der Morgen des 6. August begann mit Vorposten-gefechten. Bald entwickelte der Feind grere Massen und

9. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 15

1877 - Oldenburg : Stalling
15 diese Weise htte allerdings mit der Zeit manches Ziel erreicht, manches (Ergebnis? gewonnen werden knnen, aber der Mangel eines bestimmten politischen Zieles bei den Fhrern, die Un-bekanntschast der studirenden Jugend mit der Welt und ihren wirklichen Verhltnissen, die Selbstberschtzung und dieverblen-dung der die entgegenstehenden Hindernisse, die in ihrem vom Leben abgeschlossenen Kreise nur noch mehr genhrt ward, und in der die Leiter und Frderer der neuen Ideen befangen waren, dies Alles mute ein gnzliches Milingen des Unter-nehmens nothwendig zur Folge haben. Je mehr die politische Begeisterung von oben her gehemmt wurde, um so tiefer glhte sie in den akademischen Kreisen und nahm hier allmhlich den revolutionren Schein an, den insbesondere die Feinde Preuens geschickt benutzten, um im König vollends jeden Gedanken an eine Erhhung Preuens auf Grund der Begeisterung von 1813 auszutilgen. Zunchst erhielt die herrschende Stimmung bei der Bundesfeier der deutschen Burschenschaft einen entschiedenen Ausdruck. König Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen wollte im Jahre 1817 die dritte Scularfeier der Reformation in Wittenberg festlich begehen und hatte zugleich eine Vereinigung (Union) der beiden evangelischen Confessionen, der Lutheraner und Reformirten, unter gemeinsamem Symbol und Cultus im Auge, die jedoch wegen der Streitigkeiten der Orthodoxen auf beiden Seiten ohne bedeutende Folgen blieb. Wie die Fürsten in Wittenberg, so beging die Burschenschaft in Jena, die ihre Genossen von nah und fern Berufen hatte, das Fest in hnlicher Weise auf der Wartburg, an der Sttte, wo einst Luther seinem unsterblichen Werke der Bibelbersetzung so eifrig obgelegen hatte. Sie whlte dazu den 18. October, den Jahrestag der Schlacht bei Leipzig, und stellte somit die religise und nationale Befreiung, die Erlsung vom Joche des Papstes wie von dem Napoleons, auf gleiche Linie. Man bedachte hierbei nicht, da auf diese Weise trotz allem Streben nach Deutschlands Einheit die ganze katholische Bevlkerung des Vaterlandes als etwas Fremdes und auerhalb Deutschlands Stehendes erklrt wurde. So trug das Fest einen entschieden norddeutsch-protestantischen Charakter. Zu Anfang und zu Ende hrte man religise Lieder, und begeisterte Reben

10. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 50

1877 - Oldenburg : Stalling
50 zersgt und der zerstckelte Leichnam in die Donau geworfen (1798). Das Verzeichni seiner Mitverschworenen hatte er vorher verschluckt, damit es den Feinden nicht in die Hnde fiele. Die letzten Worte des Unglcklichen waren: Die Saat habe ich ausgeset, und die Zeit mu kommen, wo mein Volk die se Frucht ernten wird!" Und die Saat keimte im Stillen.*) Um das Jahr 1814 bildete sich der Verein der Philomusen, dessen Zweck war, das unter dem Drucke der Knechtschaft verkmmerte Volk durch christliche Sittigung und hhere Geistesbildung zu heben und zu frdern, wie auf dem Bundessiegel die Nachteule und der einen Knaben tragende Chiron, das Symbol der Erziehung bei den alten Hellenen, sinnvoll andeuteten. An der Spitze des Vereins, dessen Mitglieder sich bald auf 80,000 beliefen, standen Graf Kapodistrias und viele Fürsten und Groe Europas. Wie sich der Verein schnell der ganz Griechenland verbreitete, so nahm er auch bald den Charakter eines politi-scheu Bundes an; es bildete sich eine Hetrie, die es sich zur Ausgabe machte, Griechenland durch einen allgemeinen Aufstand von der Herrschaft der Trken zu befreien, und deren Mitglieder sich durch einen feierlichen Eid verpflichteten, Gut und Blut fr den heiligen Kampf einzusetzen. Die Zahl der Eingeweihten mehrte sich in berraschender Weise und belief sich bald in Konstantinopel allein auf 17,000; der Bund hatte seine Kasse und geregelte Verwaltung und in Alexander Apsilantis, der den Oberbefehl der das erst zu schaffende Heer bernehmen sollte, ein begeistertes Haupt. Alexander stammte aus einem srstlichen Geschlechte in der Moldau, das unter dem trkischen Despotismus schon mannigfache Drangsale erduldet hatte. Durch Tapferkeit und *) Rhigas' begeisterter Ruf an die Palikaren war nicht umsonst erklungen; Heran, Palikaren, nicht lnger getrumt. Wie die Leuen in Klften und Engen, Nicht lnger in den Verstecken gesumt, Die Sclavenketten zu sprengen. Ein Tag der Freiheit ist viel mehr werth, Als hundert Jahre mit Ketten beschwert!"
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